Öffentlich zugängliche Rechtsprechung für Legal Tech Noch ein langer Weg zum LegalGPT?

Wenn wir von einer künstlichen Intelligenz (KI) wissen möchten, welches Tier ein Bild zeigt, muss sie zuvor auf Millionen Tierbildern trainiert worden sein. Wenn wir mit einer KI diskutieren möchten, benötigt die KI noch viel mehr Trainingsdaten. IBM's Project Debater beispielsweise wurde auf 400 Millionen Zeitungsartikeln trainiert. ChatGPT, der Texte übersetzen, zusammenfassen und erzeugen kann (und bei der Erstellung dieses Beitrags mitgeholfen hat), wurde auf mehreren Terabyte Text aus unterschiedlichsten Quellen (Common Crawl, Wikipedia, …) trainiert. Aber was ist, wenn wir von einer KI wissen möchten, ob jemand eine Straftat begangen hat oder ob...

Sind zwanzig Jahre zuviel? Die Dauer von Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht

Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) ist nicht nur Hüterin der Verfassung, sondern auch Hüterin der Zeit. Gerichtsverfahren sollen sowohl in ihrem Ergebnis Recht und Gerechtigkeit entsprechen, als auch in angemessener Zeit zu einem Ende geführt werden. Im englischsprachigen Raum finden sich für diese Prozessmaxime starke Phrasen wie “justice delayed is justice denied” (William Ewart Gladstone) oder “swift justice is the sweetest” (Francis Bacon). Im Deutschen reicht uns ein Wort, aber mit ähnlich vielen Buchstaben: der Beschleunigungsgrundsatz. Einfachrechtlich ist der Beschleunigungsgrundsatz seit 2011 in den §§ 198 ff Gerichtsverfassungsgesetz (GVG)...

Scopus/Scimago: Useless for Studying Legal Research! An Empirical Assessment of Misclassification Rates in a Popular Scientometric Data Source

Empirical research on citation patterns and scholarly reputation in academic research ("scientometrics") frequently relies on a commercial database called Scopus. Scientometric studies routinely analyse the contents of this database as representing the universe of research articles in various academic fields, including legal research. We reviewed the publically available data on German law journals and found that hardly ten percent of them are classified correctly. Even our most charitable count puts the misclassification rate at around 60 percent. In scientometrically studies regarding legal research, the use of Scopus...

Wie und warum zitieren Gerichte? Zitate und Verweise in Urteilen des BVerfG und des Supreme Court of Canada

In ihren Urteilen zitieren Gerichte ausgiebig unterschiedlichste Quellen; das können eigene vorherige Entscheidungen sein, fallspezifische Fachliteratur, aber auch literarische Texte. Ersteres mag wenig überraschen, denn die Berücksichtigung eigener Urteile sichert und demonstriert rechtsdogmatische Kohärenz. Letzteres wiederum wirft Fragen nach der Funktion von Zitaten in Urteilen auf: Zu welchen Zwecken berufen sich Gerichte auf Quellen, die keinerlei rechtliche Autorität für die Entscheidungsfindung aufweisen? Wie überhaupt lässt sich die Zitierpraxis in gerichtlichen Urteilen empirisch erfassen und auswerten? Und nicht zuletzt: Gibt es aus...

Juristische Netzwerkdaten für Einsteiger

Abb. 1: Die Gliederungsstruktur des BGB als kreisrunde Baumstruktur (Dendrogramm) mit gebogenen Kanten. DOI: 10.5281/zenodo.5468668 Juristische Netzwerkforschung in Deutschland Die empirische Erforschung von juristischen Netzwerken hat in den letzten Jahren in Deutschland viel Aufwind erhalten, nicht zuletzt durch die Grundlagenarbeiten von Corinna Coupette und Kolleg:innen zu juristischen Netzwerken in Gesetzen, Verordnungen und Gerichtsentscheidungen (Coupette 2019; Coupette/Fleckner 2019; Katz et al. 2020; Coupette et al. 2021). Andere Autor:innen haben sich in jüngerer Zeit ebenfalls mit der statistischen Analyse von Netzwerken in BVerfG-Entscheidungen (Ighreiz et al. 2021) und in Bundesgesetzen (Gumpp/Schneider 2021) auseinandergesetzt. Was...

Rechtspolitik aus der Maschine Interaktive Visualisierungen des Netzwerks deutscher Bundesgesetze

Neue Impulse für die Politik und neue Gesetze können aus vielen Bereichen kommen; nicht zuletzt die Ökonomie wird gerne als „most politically influential social science“ bezeichnet. Die Rechtspolitik nimmt freilich einen spezifisch juristischen Blickwinkel ein, der durchaus interdisziplinär informiert sein kann, doch stets zumindest auch eine juristische Perspektive zu beinhalten hat, insbesondere eine solche, die aus der Kritik des geltenden Rechts erwächst. Inwiefern dann „Rechtspolitik aus der Maschine“? In unserem in der Zeitschrift für Digitalisierung und Recht erschienenen Beitrag, der unlängst auf diesem Blog besprochen wurde, versuchen...