Evidenz statt Meinung – Ein Scoping Review zur empirischen Rechtsdidaktik Online-Symposium »Rechtsdidaktik – Was wissen wir darüber; was wirkt?«

Die Didaktik der Rechtswissenschaft ist ein stetig wachsendes Forschungsgebiet im Spannungsfeld von allmählicher wissenschaftlicher Durchdringung und teils hitziger Reformdiskussion. Dafür sind belastbare empirische Erkenntnisse besonders wichtig, um beurteilen zu können, welche didaktischen Innovationen hilfreich sind, wo Verbesserungspotentiale bestehen und wie die juristische Ausbildung wirklich „funktioniert“. Ein R|E Online-Symposium widmet sich diesen Fragen und lässt im Verlauf mehrerer Monate Wissenschaftler:innen aller Karrierestufen zu Wort kommen. (Red.)

1. Warum braucht es einen empirisch informierten Diskurs zur juristischen Ausbildung?

„Seit Jahrzehnten wird über die Reform des juristischen Studiums geredet und geschrieben. Gleichwohl fehlen bis heute die Grundlagen für eine wissenschaftliche Fundierung der Reformdebatte. Es gibt keine Untersuchung über den Wandel der juristischen Berufspraxis, es fehlen Forschungen über die Motivation der Studierenden, der Rechtsstoff ist bis heute noch nicht unter didaktischem Aspekt aufgearbeitet worden.“

Memorandum des Loccumer Arbeitskreises
für Juristenausbildung vom 8. Oktober 1969
– Zur Reform der Juristenausbildung

Die Forderung nach einer Reform der juristischen Ausbildung ist weder originell noch neu.1 Durch die Veröffentlichung der iur.reform-Studie wurde der Diskurs um die Reformbedürftigkeit der juristischen Ausbildung allerdings neu entfacht.2 Doch warum ist diese Untersuchung, genau wie weitere empirische Untersuchungen, für den Diskurs um eine Reform der juristischen Ausbildung von Bedeutung?

Hierbei sind unter Anderem drei Aspekte aus Sicht der Verfasser:innen zentral:

Zunächst ist es die Rechtswissenschaft als normative Wissenschaft3 gewohnt, auf deduktive Art und Weise Fragen nach dem „Soll“ zu beantworten. Hierbei orientiert sich die römisch-europäische Rechtskultur zumeist systematisch an einem feststehenden Regelwerk.4 Wenn aber die Frage nach einer wirksamen juristischen Ausbildung durch Reformen beantwortet werden soll, braucht es zunächst keinen Gesetzestext als Ausgangspunkt, von dem es Antworten abzuleiten gilt. Vielmehr braucht es eine korrekte Einschätzung vom sozialwirklichen „Ist“, um zu identifizieren, wo und inwieweit eine wirksame juristische Ausbildung bereits vorliegt – oder eben nicht. Wenn also auch Zusammenhänge und Kontinuitäten der sozialen Wirklichkeit im Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses stehen müssen, ist die empirische Forschung das geeignete Erhebungsinstrument.

Ferner scheitern Ansätze vom Bekannten abzuweichen bisher häufig, weil im Ergebnis die von einer Reform ausgehende Gefahr des Ungewissen5 überwiegt. Auch hier kann empirische Forschung Abhilfe leisten: Neue Formate und Systeme können mittels empirischer Forschung auf ihre Wirksamkeit hin untersucht werden. Mittels prototypischer Innovation kann somit Gewissheit über die Folgen weitreichender Entscheidungen erlangt werden.

Nicht zuletzt wird der aktuelle Reformdiskurs von vielen starken, teils polarisierten Meinungen geprägt – und Meinungen als Ausdruck subjektiver Wissensproduktion sind anfällig für individuellen, kognitiven Bias. Hier kann empirische Forschung als Korrektiv für Bias ebenjener Wissensproduktion6 dienen. Hochwertige empirische Forschung kann dazu beitragen, subjektiven Bias zu überwinden, den Erkenntnisprozess auf eine überindividuelle Ebene zu heben, und auf diese Weise eine einende Grundlage zu stiften. Andersherum ausgedrückt: Gegenüber Meinungen dürften Fakten breiter anschlussfähig sein.

Während der Loccumer Arbeitskreis noch feststellen musste, dass es dem Diskurs an wissenschaftlicher Fundierung fehlte, trifft man heute stellenweise auf eine neue Wendung. Heute heißt es teilweise, der Diskurs sei nicht „empirisch informiert“.7 Diese Formulierung legt nahe, dass es heutzutage nicht zwangsläufig an der empirischen Grundlage fehlt, sondern eine bereits bestehende Grundlage nicht ausreichend durch den Diskurs rezipiert wird. Das im Folgenden vorgestellte Forschungsprojekt geht daher der Frage nach, welche empirischen Forschungserkenntnisse dem Diskurs zur juristischen Ausbildung eigentlich zur Verfügung stehen.

2. Hintergrund des Forschungsprojektes

Die Verfasser:innen des vorliegenden Beitrages sind Teil des interdisziplinären studentischen Forschungsprojektes „restart:REWI“ am Zentrum für Interdisziplinäre Studienangebote (ISA) der Universität Hamburg. Betreut durch Prof. Dr. Gabi Reinmann und Dipl. Ing. Christina Schwalbe, M.A. erarbeitet das Team zwischen Oktober 2022 und Oktober 2023 empirische Perspektiven zum rechtsdidaktischen Diskurs um die juristische Ausbildung. Mittels eines zweiarmigen Zugangs will das Projekt sowohl einen besseren Überblick zu bisherigen empirischen Forschungserkenntnissen vermitteln wie auch eigene empirische Forschungen zum Diskurs beitragen. Gefördert wird das Projekt durch die studentische Forschungsförderung im Rahmen der Exzellenzlinie der Universität Hamburg sowie durch das Digital and Data Literacy in Teaching Lab (DDLitLab).

3. Vorgehen zur Erschließung der empirischen Forschungslandschaft für den Diskurs zur juristischen Ausbildung

Um einen besseren Überblick darüber zu erhalten, welche empirischen Forschungserkenntnisse im Bereich der Rechtsdidaktik bestehen respektive dem Diskurs zur juristischen Ausbildung bereits zur Verfügung stehen,8 wurde sich vorliegend zur Erstellung eines sogenannten Scoping Reviews entschieden. Diese Form der „Erkenntnissynthese“ verfolgt das Ziel, vorhandene Evidenz zu identifizieren und zu kartieren, insoweit diese vordefinierten Kriterien zu Thema, Forschungsfeld, Forschungsdesign und weiteren entspricht.9 In Abgrenzung zu systematischen Literaturreviews kommt ein Scoping Review typischerweise dann zum Einsatz, wenn beispielsweise in einem ersten Schritt Umfang und Profil eines Forschungsfeldes abgesteckt werden soll, damit künftige, detailliertere Review- und Auswertungsarbeiten hieran anknüpfen können.10 Analog hierzu wurde vorliegend mittels systematischer Suche eine Stichprobe empiriebasierter Veröffentlichungen zur Rechtsdidaktik zusammengestellt und hierauf aufbauend eine „Karte“ der verfügbaren Evidenz11 erarbeitet.

a) Methodik der Stichprobenbildung

Zur Bildung einer Stichprobe an einschlägigen Veröffentlichungen wurde gemäß einer vorab festgelegten, aber iterativ angepassten Suchstrategie eine Reihe an einschlägigen Quellen untersucht. Die Suche gliederte sich dabei in eine automatisierte Suche über die jeweilige Suchfunktion der Quelle sowie ein anschließendes, manuelles Screening der hierbei erzeugten Suchtreffer. Der nachstehend erläuterten Systematik folgend, wurde zwischen dem 01.03.2023 und dem 06.07.2023 eine Stichprobe mit insg. 50 Veröffentlichungen gebildet. Im Folgenden ist kurz dargelegt, welchen Parametern die Suche im Detail gefolgt ist:

i) Suchfeld

Anders als es bspw. für Scoping Reviews im Bereich der Medizin üblich ist, haben wir uns bei der Auswahl der Quellen nicht auf einige wenige Datenbanken beschränkt, sondern möglichst breit gestreut. Dies schien schon a priori adäquat, da die empirische Rechtsdidaktik ein junges Forschungsfeld darstellt, welches bisher kaum über einheitliche Dokumentation verfügt und der rechtsdidaktische Diskurs ferner nicht nur von Institutionen und Individuen aus der originären Forschung, sondern typischerweise auch von staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteur:innen geführt wird. Als Datenbanken im klassischen Sinne haben wir die Deutsche Nationalbibliothek und das Fachportal Pädagogik konsultiert, ferner die tlw. zahlungspflichtigen respektive verlagseigenen Archive DeGruyter, JSTOR, Nomos, und SpringerLink, welche jeweils über ein umfangreiches rechtswissenschaftliches Portfolio verfügen. Die großen Datenbanken beck-online und juris hingegen wurden anfänglich mit einigen Suchkombinationen getestet, ob des Ausbleibens relevanter Ergebnisse aber nicht mehr vollständig durchsucht und aus dem Suchfeld entfernt. Unmittelbar forschungsseitig wiederum wurde die rechtsdidaktische Bibliographie von Prof. Bernhard Bergmans und das Verzeichnis des Soldan Insituts zur Juristenausbildung berücksichtigt. Relevante Interessenverbände zur juristischen Ausbildung haben wir zudem über die Veröffentlichungsübersicht des Deutschen Juristen Fakultätentages (kurz: DJFT), sowie des Bundesverbandes rechtswissenschaftlicher Fachschaften (kurz: BRF) einbezogen. Auf öffentlicher Seite wurde das Archiv des Ministeriums der Justiz NRW zu „Untersuchungen zur Benotung in den juristischen Staatsprüfungen und zum Studienabbruch im Studiengang Rechtswissenschaft mit Abschluss erste Prüfung und Berichte des Koordinierungsausschusses Juristenausbildung“ betrachtet. Für die schlussendliche Stichprobe konnten Veröffentlichungen aus all den vorgenannten Archiven/Datenbanken/Veröffentlichungsübersichten entnommen werden, mit Ausnahme der Veröffentlichungsübersicht des DJFT. Darüber hinaus wurde die Suchstrategie auch über die offenen Suchmaschinen Google und Google Scholar angewandt. Im Verlauf der Suche wurden bereits erfasste Veröffentlichungen zusätzlich als Ausgangspunkt für Backwards Research genutzt.

ii) Suchgegenstand

Wo verfügbar, wurde stets der Volltext durch die automatisierte Suche erfasst, andernfalls in der Regel Titel und Abstract. Für das anschließende, manuelle Screening der Suchergebnisse auf inhaltlich passende Veröffentlichungen hin, wurde in der Regel auf Titel und Abstract zurückgegriffen. Sollte hierdurch keine klare Entscheidung für oder gegen Einschluss der Veröffentlichung möglich gewesen sein, wurde vertiefend auf den Volltext zurückgegriffen.

iii) Suchbegriffe

Als Suchtext im Rahmen einer booleschen Suche wurden verschiedenste Kombinationen aus jeweils mind. einem Item der Kategorie „Empirische Hochschulforschung“ und mind. einem Wort der Kategorie „Rechtswissenschaft“ verwendet. Erstgenannte Kategorie bestand dabei aus den Items: „Empirisch“, „Erhebung“, „Umfrage“, „qualitative Interviews“, „Absolventen“, „Abbrecher“, „Hochschulforschung“. Die letztgenannte Kategorie bestand aus den Items: „Studium Rechtswissenschaft“, „rechtswissenschaftliches Studium“, „juristische Ausbildung“, „Rechtsdidaktik“, „Didaktik der Rechtswissenschaft“. Stellenweise wurden zusätzlich auch die folgenden Begriffe aufgenommen: „Reform“, „Rechtsempirie“, „Nachwuchs“.

iv) Einschlusskriterien

Im Sinne der Schwerpunktbildung und Operationalisierbarkeit wurde das Forschungsinteresse durch die nachfolgenden Einschlusskriterien spezifiziert. So mussten einzuschließende Veröffentlichungen in Deutschland nach 1965 publiziert sowie schwerpunktmäßig einheitlich und systematisch erhobene Daten mit eigenen Auswertungen versehen worden sein. Nicht erfasst wurden hingegen „empirisch angelehnte“ Veröffentlichungen, die lediglich auf empirische Aussagen anderer Veröffentlichungen verweisen bzw. empirische Aussagen ausschließlich durch Zitationen herstellen (siehe beispielsweise „Einführung der Bachelor-Master-Struktur in der Juristenausbildung anderer europäischer Staaten“ des Ausschusses zur Koordinierung der Juristenausbildung der Justizminister:innenkonferenz), welche die Präsentation von erfassten Daten ohne zugehörige Einordnung bzw. Auswertung vornehmen (siehe beispielsweise „Daten und Fakten zur Repräsentanz von Frauen in der Rechtswissenschaft“ von Prof. Ute Sacksofsky und Carolin Styx) und/oder in der Auswertung von Daten keiner empirischen, sondern einer argumentativ bedingten Systematik folgen (siehe beispielsweise „Themen und Perspektiven der juristischen Ausbildung“ von Prof. Tiziana Chiusi). Inhaltlich mussten Veröffentlichungen mit ihren Auswertungen (zumindest teilweise)Erkenntnisse herstellen, welche durch die Autor:innen explizit aufein oder mehrere Studiengänge der Fächergruppe der Rechtswissenschaften bezogen werden(Veröffentlichungen beispielsweise, die ausschließlich das postuniversitäre Referendariat betrachten, wurden hingegen nicht erfasst; gleiches gilt beispielsweise für Befragungen, die zwar auch Studierende der Rechtswissenschaft berücksichtigt haben aber gleichzeitig mit Auswertungen versehen worden sind, welche sich ausschließlich auf studiengangsübergreifende Verhältnisse beziehen). Sofern alle Veröffentlichungen einer Untersuchungsreihe den Kriterien entsprachen (beispielsweise ein in regelmäßigen Abständen durchgeführter Qualitätsmonitor), wurde die jüngste Veröffentlichung exemplarisch für die gesamte Reihe erfasst. Ferner wurde auch graue Literatur erfasst, sofern diese zum Zeitpunkt der Suche öffentlich verfügbar war (einschließlich zahlungspflichtiger Zugänge).

v) Ausschlusskriterien

Ausgeschlossen wurden Veröffentlichungen, die nicht erkennen ließen, wie die empirische Datengrundlage gewonnen wurde bzw. welches externen Datensatzes sich bedient wurde. Ausgeschlossen wurden ferner Monographien bzw. Forschungsberichte, sofern wir im Verlauf der Suche bereits auf einen Artikel derselben Autorin/desselben Autors gestoßen waren, welcher ebenjene Monographie vorgestellt hat und umgekehrt. Anders als es häufig bei einem systematischen Review der Fall ist, normiert ein Scoping Review allerdings keine Hürden in Bezug auf die empirische Qualität der ein- beziehungsweise auszuschließenden Veröffentlichungen (gemessen an den Gütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität). Entsprechend wurden auch Werke von geringer empirischer Qualität nicht ausgeschlossen (anders als man es vielleicht erwarten könnte), wodurch unsere Stichprobe Werke von stark unterschiedlicher empirischer Qualität aufweist.

vi) Bias bedingt durch das Forschungsfeld

Alle Titel in der von uns gebildeten Stichprobe lassen sich über die vorstehend beschriebene Systematik finden und erfassen; gleichzeitig erfasst unsere Stichprobe höchstwahrscheinlich nicht alle einschlägigen Veröffentlichungen, welche sich über diese Systematik hätten finden lassen können. Dies hat zum Grund, dass in Ermangelung zentraler Datenbanken mit bspw. Google ein recht unspezifisches Suchinstrument zum Einsatz gekommen ist, welches mit den eingegebenen Suchanfragen eine ausgesprochen hohe Trefferzahl produziert hat, deren Dichte an relevanten Veröffentlichungen aber wiederum gering ausfiel. Tatsächlich alle Suchtreffer manuell zu screenen hätte den Rahmen unseres studentischen Forschungsprojektes überschritten, weshalb hier jeweils nur ein Teil der nach Relevanz gelisteten Treffer gescreened wurde.

b) Methodik der Stichprobenaufbereitung

i) Kategoriebildung anhand der Datenerhebungsart

Um unsere Rechercheleistung und die hierbei gebildete Stichprobe für den rechtsdidaktischen Diskurs zugänglich zu machen, stellen wir die Stichprobe nachfolgend entlang von verschiedenen Kategorien (inkl. Unterkategorien) vor, welche wir mit Blick auf die Art der Datenerhebung gebildet haben. Durch die nachstehend gebildeten Kategorien sind alle Veröffentlichungen der Stichprobe abgebildet. Die einzelnen Kategorien verhalten sich exklusiv zueinander. Wenn einer Veröffentlichung mehrere Datenerhebungen zu Grunde liegen, wird nachfolgend, sofern vorhanden, die schwerpunktmäßig verwendete Erhebung referenziert und anderenfalls, insb. bei komplexeren, mehrarmigen Forschungsvorhaben (häufig Dissertationen), eine Listung außerhalb des Kategoriensystems vorgenommen (siehe „Weitere“). Wenn hingegen mehrere Untersuchungsobjekte durch dieselbe Befragung adressiert wurden, ist dies regulär als eine Datenerhebung gewertet worden.

Die Kategorienbildung wurde auf zwei verschiedenen Ebenen betrieben. Auf der ersten Ebene wurden die Veröffentlichungen anhand des Untersuchungsobjektes unterschieden, d.h. mit Blick darauf, wer oder was im Fokus der Datenerhebung stand bzw. wessen Angaben/Daten erhoben wurden. Die hierbei gebildeten Kategorien stellen sich wie folgt dar:

sowie

Je nach Erkenntnisinteresse sind die vorgenannten Untersuchungsobjekte unterschiedlich gut geeignet. Beispielsweise lässt sich anhand der Aussagen von Absolvent:innen besonders gut beleuchten, inwieweit Studium und Berufspraxis miteinander zusammenhängen. Aussagen von Studierenden mehrerer Studiengänge wiederum eignen sich besonders gut, um zu ermitteln, inwieweit die Ausprägung eines Merkmals spezifisch in der Rechtswissenschaft oder eben unabhängig von dieser anzutreffen ist.

Auf der zweiten Ebene dann, also jeweils innerhalb der Kategorien der ersten Ebene wurde wiederum nach der Vorgehensweise der Datenerhebung unterschieden. Hierbei wurden die Kategorien anhand von drei Kriterienfeldern gebildet.

  • Querschnitt (ein Erhebungszeitpunkt) vs. Längsschnitt (mehrere Erhebungszeitpunkte) vs. Panel (mehrere Erhebungszeitpunkte mit derselben Stichprobe als Unterfall des Längsschnittdesigns)
  • Quantitativ (Überprüfung von Theorien/Hypothesen unter Anwendung eines hohen Standardisierungsgrads) vs. qualitativ (explorative Generierung von Theorien/Hypothesen bzw. Rekonstruktion sozialer Phänomene unter Anwendung eines geringen Standardisierungsgrads)
  • Befragung (Erhebung von eigens für die Erhebung getätigten Aussagen/Angaben) vs. Dokumentenanalyse(bereits zurückliegende Aussagen/Angaben über Medien im weitesten Sinne)

Auch hier können die Kategorien je nach Erkenntnisinteresse unterschiedlich aussagekräftig sein. Beispielsweise ist ein Längsschnittdesign besonders gut geeignet, um Trends und langfristige Entwicklungen zu erfassen. Qualitatives Herangehen hingegen eignet sich besonders gut, um Haltungen und Erfahrungen in ihrer Vielfalt und Gesamtheit zu erschließen, während quantitative Verfahren vor allem dafür geeignet sind, bereits gefasste Thesen/Meinungen zu überprüfen.

ii) Thematisches Tagging

Um eine thematische Durchsuchbarkeit zu ermöglichen, wurden die nachfolgenden Veröffentlichungen mit inhaltlichen Tags versehen. Die Tag-Vergabe erfolgte nach freiem Ermessen der Verfasser:innen und weist mithin einen geringeren Systematisierungsgrad auf, als es bei der Suche/Stichprobenbildung und Kategorienbildung der Fall war. Für eine Veröffentlichung konnten mehrere Tags vergeben werden, gleichzeitig wurden nicht alle Veröffentlichungen überhaupt getagged. Die Tags sind wie folgt vergeben worden: 

  • Allgemeine Studienqualität (N = 9)
  • Berufsbezug (N = 18)
  • Diskriminierung (bzw. Diversität; N = 15)
  • Fachkultur und -sozialisierung (N = 8)
  • Gesundheit (bzw. Krankheit; N = 3)
  • Internationalität (bzw. internationaler Vergleich; N = 5)
  • Lehrinnovation (N = 4)
  • Wirkungsforschung (bzw. Evaluation von Reformen/Interventionen; N = 9)

iii) Darstellung der einzelnen Veröffentlichung

Die einzelne Veröffentlichung für sich genommen wird nach dem folgenden Schema vorgestellt:

  • Titel
  • Autor:innen (alphabetische Sortierung anhand der Nachnamen, ohne akademische Titel)
  • Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung (bspw. Zeitschrift, in der ein Artikel publiziert wurde, oder auch auftraggebendes Ministerium)
  • Zeitraum (stets mind. Jahr der Veröffentlichung und zusätzlich, wo leicht erschließbar, auch Zeitraum der Datenerhebung)
  • Untersuchungsobjekt und Vorgehen („Wie viele?“, „An welchen Standorten?“, „Interview oder standardisierte Befragung?“, etc.)
  • Inhaltliche Ausrichtung (Themen, die bei der Auswertung im Fokus standen)
  • Tags (siehe oben)
  • Link (zur Veröffentlichung inkl. Hinweis, wenn die Ressource nicht frei abrufbar, also in ihrem Zugang beschränkt ist; bei Fehlen von Online-Verfügbarkeit insgesamt wird stattdessen ein Link zur gefundenen Indexierung gesetzt)

Veröffentlichungen, die unter „Weitere“ gelistet sind, folgen hingegen einem anderen Schema, da hier durch die Vielfalt der jeweils zu Grunde liegenden Datenerhebungen weniger detaillierte Aussagen getroffen werden können.

4. Vorstellung der Stichprobe [Empirie-Mapping]

a) Nur Studierende [studiengangsübergreifend]

i) Quantitative Längsschnittbefragung

(1) Titel: Studiensituation und studentische Orientierungen
Autor:innen: Tino Bargel, Sandra Majer, Frank Multrus, Monika Schmidt
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Erarbeitet durch die Arbeitsgruppe Hochschulforschung der Universität Konstanz im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
Zeitraum: Regelmäßig seit 1982, aktuelle Veröffentlichung 2017 mit Daten aus 2015/2016.
Untersuchungsobjekt und Vorgehen: Standardisierte Befragung von 5.620 aus 37.920 Studierenden, die per Zufallsverfahren an insg. 28 Hochschulen ausgewählt und angeschrieben wurden.
Inhaltliche Ausrichtung: Themen wie bspw. Betreuungssituation, Leistungsdruck, Studienqualität etc.
Tags: Allgemeine Studienqualität
Link: https://www.soziologie.uni-konstanz.de/ag-hochschulforschung/Veröffentlichungen/thematische-unterteilung/studiensituation-und-studentische-orientierungen/

(2) Titel: Studienqualitätsmonitor
Autor:innen: Janka Willige
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Hochschulforschung der Universität Konstanz.
Zeitraum: Jährlich zwischen 2007 und 2018. Die aktuelle Auswertung (in Abgrenzung zur statistischen Ausweisung der Umfrageergebnisse) stammt aus 2016, anhand von Daten aus 2015.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Standardisierte Online-Befragung von zuletzt 5.430 Studierenden an bis zu 120 Hochschulen.
Inhaltliche Ausrichtung: Allgemeine Studienqualität und Studienbedingen wie Studienverlauf oder Serviceangeboten, tlw. ergänzt durch jährlichen Schwerpunkt.
Tags: Allgemeine Studienqualität
Link: https://www.dzhw.eu/forschung/governance/sqm/berichte 

(3) Titel: Wie gesund sind Studierende der Freien Universität Berlin?
Autor:innen: Wiebke Blaszcyk, Burkhard Gusy, Beyza Dastan, Lotte-Eleonora Diering et al.
Veröffentlichende Institution / Veröffentlichung: Freie Universität Berlin
Zeitraum: Regelmäßig seit 2008, aktuelle Veröffentlichung 2022 mit Daten aus 2021.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Standardisierte Online-Befragung von zuletzt 2826 Studierenden der FU Berlin, darunter 216 aus dem Fachbereich Rechtswissenschaft.
Inhaltliche Ausrichtung: Erfassung von Gesundheit und Gesundheitsverhaltensweisen in positiven und negativen Facetten sowie studienrelevante Settingfaktoren der Hochschule.
Tags: Gesundheit
Link: https://www.ewi-psy.fu-berlin.de/psychologie/arbeitsbereiche/ppg/Veröffentlichungen/forschung/Schriftenreihe/Gesundheitsbericht-01-21/Gesamtbericht_FU21.pdf

ii) Quantitative Querschnittsbefragung

(1) Titel: Riskante studien- und berufsrelevante Merkmale von Studierenden: Ein Vergleich von Lehramts- und Jurastudierenden
Autor:innen: Frauke Drews, Dirk Fabricius, Udo Rauin und Jasmin Römer
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht in der Zeitschrift für Bildungsforschung.
Zeitraum: Veröffentlichung 2013 mit kumulierten Daten aus zwei Befragungszeitpunkten in 2010 und 2011.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Standardisierte Befragung von 1.414 Studierenden als Gelegenheitsstichprobe aus Pflichtveranstaltungen im Jura- und Lehramtsstudiengang an einer deutschen Universität.
Inhaltliche Ausrichtung: Arbeitsbezogene Verhaltens- und Erlebensmuster sowie für die Berufswahl als riskant eingeschätzte personale und motivationale Merkmale, wie bspw. die Wahl des Studienganges als „Notlösung“.
Tags: Fachkultur und -sozialisierung
Link: https://doi.org/10.1007/s35834-013-0063-7 (zugangsbeschränkt)

(2) Titel: Beschäftigungsfähigkeit im Urteil von Studierenden. Empirische Anhaltspunkte aus dem Studienqualitätsmonitor SQM
Autor:innen: Andreas Woisch
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht als Artikel in der Zeitschrift für Beratung und Studium auf Grundlage des bundesweiten Studienqualitätsmonitors.
Zeitraum: Veröffentlichung 2014 mit Datenerhebung in 2013.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Themenzentrierte Auswertung der standardisierten Online-Befragung von 37.159 Bachelor- und Master-Studierenden.
Inhaltliche Ausrichtung: Wahrgenommene Förderung der Beschäftigungsfähigkeit aus Sicht von Studierenden von Bachelor-Studiengängen der Rechtswissenschaft an Universitäten und Fachhochschulen im Vergleich zu anderen Studiengängen.
Tags: Berufsbezug
Link: https://www.universitaetsverlagwebler.de/_files/ugd/7bac3c_70037b4dd61743c59de6bc573f1ac501.pdf

(3) Titel: Fachkulturen und studentischer Habitus. Eine empirische Vergleichsstudie bei Paedagogik- und Jurastudierenden
Autor:innen: Helmut Apel
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht als Artikel in der Zeitschrift für Sozialisationsforschung und Erziehungssoziologie.
Zeitraum: Veröffentlichung 1989 mit Datenerhebung in 1985/86.
Untersuchungsobjekt und Verfahren:  Schriftliche Befragung von 143 Diplompädagogik- und 141 Jurastudierenden aus Marburg mit einer Rücklaufquote von insg. 48%.
Inhaltliche Ausrichtung: Zusammenhänge zwischen fachlicher Sozialisation und gesamtgesellschaftlichem Habitus/Statusverhalten sowie deren Abhängigkeit von der sozialen Herkunft.
Tags: Fachkultur und -sozialisierung
Link: https://www.fachportal-paedagogik.de/literatur/vollanzeige.html?FId=87939 (zugangsbeschränkt)

(4) Titel: Schreibprozesse, Schreibkompetenzen und Textgenres im Jurastudium – Ergebnisse einer Befragung zu universitären Schreibkulturen
Autor:innen: Otto Kruse
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht als Beitrag im Band 8 der Reihe Schriften zur rechtswissenschaftlichen Didaktik mit dem Titel „Recht sprechen lernen“.
Zeitraum: Veröffentlichung 2016 mit Daten aus 2013.
Untersuchungsobjekt und Verfahren:  Schriftliche Befragung an der Universität Konstanz von 102 Studierenden des Staatsexamenstudiengangs „Recht“ und 102 Studierende der Studiengänge „Politik“ und „Wirtschaft“.
Inhaltliche Ausrichtung: Selbstwahrnehmung und wahrgenommene Förderung verschiedener Kompetenzen wie Schreibkompetenz und Kollaborationsfähigkeit, sowie Erfassung der im Studium vorkommenden Textsorten und Aufgabentypen inklusive abgeleiteter Empfehlungen für die Lehrentwicklung.
Tags: Fachkultur und -sozialisierung
Link: doi.org/10.5771/9783845273914-109 (zugangsbeschränkt)

b) Nur Studierende [der Fächergruppe Rechtswissenschaft]

i) Quantitative Panelbefragung

(1) Titel: Jurastudium in Bochum: Panelbefragung zu Studienkarrieren mit und ohne Migrationshintergrund
Autor:innen: Thorsten Berndt, Tim Heyne und Andreas Ruch
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht durch die Ruhr-Universität Bochum.
Zeitraum: Veröffentlichung 2009 mit Daten aus zwei Befragungswellen in 2006 und 2008.
Untersuchungsobjekt und Verfahren:  Standardisierte Befragung von 164 aus 283 Studierenden der Rechtswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum mit Studienbeginn im Sommersemester 2005 oder Wintersemester 2005/06.
Inhaltliche Ausrichtung: Auswirkungen sozialer und nationaler Herkunft auf den Studienerfolg von Jurastudierenden.
Tags: Diskriminierung
Link: http://kops.ub.uni-konstanz.de/volltexte/2009/8689/ (zugangsbeschränkt)

(2) Titel: Modell Hannover und Anwaltsberuf: Ein Zwischenbericht
Autor:innen: Manfred Walther
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht als Artikel in der Zeitschrift für Rechtspolitik.
Zeitraum: Veröffentlichung 1983 mit Daten aus mehreren Befragungen der Teilnehmenden während ihres Studiums mit Abschluss in 1981.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: 69 aus 72 standardisiert befragten Studierenden des einphasigen Studiengangmodells in Hannover, ergänzend qualitative Gruppendiskussionen mit Ausbilder:innen.
Inhaltliche Ausrichtung: Auswirkungen des vielfältigen Berufsbildbezuges im Reformstudiengang am Beispiel des Anwaltsberufs.
Tags: Berufsbezug | Wirkungsforschung
Link: https://doi.org/10.1007/s35834-013-0063-7 (zugangsbeschränkt)

ii) Quantitative Querschnittsbefragung

(1) Titel: Repetitorbesuch als Strategie sozialer Anpassung
Autor:innen: Klaus-Henning Hansen, Mario Nitsche und Manfred Walther
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht in der Zeitschrift für Rechtspolitik.
Zeitraum: Veröffentlichung 1975 mit Datenerhebung im Wintersemester 1972/73.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Standardisierte Befragung von 205 aus 264 per Zufallsstichprobe ausgesuchten Studierenden der Rechtswissenschaft an der Universität Hamburg und statistisch-komplexe Auswertung hinsichtlich theoriegestützter Thesen.
Inhaltliche Ausrichtung: Diskrepanz zwischen Leistungserwartung und Lehrangebot, Motivlagen für den Repetitorbesuch unter soziökonomischer Prägung der Studierenden.
Tags: Allgemeine Studienqualität | Diskriminierung
Link: https://doi.org/10.1515/zfsoz-1975-0303 (zugangsbeschränkt)

(2) Titel: Umfrage zum psychischen Druck
Autor:innen: Luzie Drost
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht durch den Bundesverband rechtswissenschaftlicher Fachschaften e.V.
Zeitraum: Letzte Veröffentlichung 2022 mit Datenerhebung von 2020 bis 2021 – eine Vorgängeruntersuchung ist vorhanden.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Standardisierte Online-Befragung von zuletzt 1178 Studierenden der Rechtswissenschaft aus 40 verschiedenen Fakultäten.
Inhaltliche Ausrichtung: Umstands- und Stressfaktoren im Studium der Rechtswissenschaft sowie Stressempfinden und zugehörige Hilfsangebote.
Tags: Gesundheit
Link: https://bundesfachschaft.de/wp-content/uploads/2022/02/Abschlussbericht_Umfrage_psychischer_Druck_final.pdf

(3) Titel: Vierte bundesweite Absolvent:innenbefragung
Autor:innen: Valentina Luceri, Lena Schmidt und Julia Stichnothe
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht durch den Bundesverband rechtswissenschaftlicher Fachschaften e.V.
Zeitraum: Veröffentlichung zuletzt in 2021 mit Datenerhebung in 2020 – drei Vorgängeruntersuchungen sind vorhanden.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Standardisierte Online-befragung von zuletzt 1608 Absolvent:innen des Studiums der Rechtswissenschaft.
Inhaltliche Ausrichtung: Examensvorbereitung, Examensprüfungen, Schwerpunktbereich, Kurse und Angebote an Universitäten/Hochschulen, Soft Skills und Tätigkeiten neben dem Studium.
Tags: Allgemeine Studienqualität | Berufsbezug
Link: https://bundesfachschaft.de/wp-content/uploads/2021/07/Abschlussbericht_Vierte-Absolventinnenbefragung-des-BRF-e.V._final_2.0.pdf

(4) Titel: Abschlussbericht – AK Juristische Ausbildung II
Autor:innen: Jonathan Franz und Edgar Wienhausen
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht durch den Bundesverband rechtswissenschaftlicher Fachschaften e.V.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Standardisierte Online-Befragung von 103 Studierende der Rechtswissenschaft.
Zeitraum: Veröffentlichung 2021
Inhaltliche Ausrichtung: Studienbegleitenden Angebote, insb. Auslandsaufenthalte, Law Clinics und Moot Courts.
Tags: Berufsbezug | Internationalität
Link: https://bundesfachschaft.de/wp-content/uploads/2021/07/Abschlussbericht_Vierte-Absolventinnenbefragung-des-BRF-e.V._final_2.0.pdf 

c) Abbrecher:innen und/oder Absolvent:innen

i) Quantitative Querschnittsbefragung

(1) Titel: Dresdner Absolventenstudien 2003 Rechtswissenschaft
Autor:innen: Christiane Böhm und René Krempkow
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht durch den Kanzler der Technischen Universität Dresden unter der wissenschaftlichen Leitung des Lehrstuhls für Mikrosoziologie.
Zeitraum: Veröffentlichung 2004 mit Datenerhebung in 2003.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Standardisierte Befragung von 184 aus 519 angeschriebenen Absolvent:innen der juristischen Fakultät der Technischen Universität Dresden.
Inhaltliche Ausrichtung: Beruflicher Verbleib und retrospektive Bewertung der Studienqualität unter umfassender theoretischer Herleitung von Kriterien zum beruflichen Erfolg.
Tags: Allgemeine Studienqualität | Berufsbezug
Link: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:swb:14-1097743168875-64955

(2) Titel: Die Ursachen des Studienabbruchs in den Studiengängen des Staatsexamens Jura
Autor:innen: Ulrich Heublein, Christopher Hutzsch, Nancy Kracke und Carolin Schneider
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung im Auftrag des Justizministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen
Zeitraum: Veröffentlichung 2017 mit Datenerhebung in 2015.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Standardisierte Befragung von 170 Studienabbrecher:innen und 164 Absolvent:innen der Staatsexamens-Studiengänge Jura aus einer bundesweit repräsentativen Stichprobe von Exmatrikulierten deutscher Hochschulen des Sommersemesters 2014.
Inhaltliche Ausrichtung: Analyse des Abbruchsverhaltens und der zugehörigen Motive im Vergleich mit Absolvent:innen sowie Abrecher:innen anderer Studiengänge.
Tags: Allgemeine Studienqualität | Berufsbezug | Diskriminierung
Link: https://www.dzhw.eu/services/meldungen/detail?pm_id=1518

ii) Quantitative Längsschnittbefragung

(1) Titel: Das Jura Studium im kritischen Rückblick der Absolventinnen und Absolventen
Autor:innen: Harald Schomburg
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Vorstellung des Projektes des INCHER-Kassel im Rahmen der Tagung „Juristenausbildung heute: Impulse für Studium und Lehre“ des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und der Hochschulrektorenkonferenz.
Zeitraum: Veröffentlichung 2012 mit Datenerhebung in 2007, 2008, 2009, 2010, 2011.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Schwerpunktmäßig 6.000 über 5 Messzeitpunkte hinweg befragte Absolvent:innen der Rechtswissenschaft aus insgesamt 150.000 standardisiert befragten Hochschulabsolvent:innen.
Inhaltliche Ausrichtung: Retrospektive Einschätzung des deutschen Jurastudiums ca. 1,5 Jahre nach Studienabschluss, sowohl im Hinblick auf die Umsetzung von Reformen nach 2003 als auch im Vergleich mit den Werten internationaler Absolvent:innenbefragungen.
Tags: Allgemeine Studienqualität | Berufsbezug | Internationalität | Wirkungsforschung
Link: https://www.hrk-nexus.de/fileadmin/_migrated/content_uploads/Schomburg_Jura-Studium-Absolventenbefragungen.pdf

iii) Qualitative Querschnittsbefragung

(1) Titel: BWL und VWL für Juristen: Ergebnisse einer Bildungsbedarfsanalyse im Studiengang Wirtschaftsrecht
Autor:innen: Julia Riha
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Als Artikel erschienen in der Zeitschrift für Didaktik der Rechtswissenschaft.
Zeitraum: Veröffentlichung 2014 mit Datenerhebung in 2012 bis 2013
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Leitfadengestützte Telefoninterviews mit 27 aus 283 Absolvent:innen des berufsbegleitenden Masterstudienganges Wirtschaftsrecht an der Universität Köln aus den Jahrgängen 2003 bis 2011 sowie quantitative, kategoriebasierte Inhaltsanalyse.
Inhaltliche Ausrichtung: Anwendungsmöglichkeiten wirtschaftswissenschaftlicher Studieninhalte in der (juristischen) Berufspraxis.
Tags: Berufsbezug | Lehrinnovation
Link: https://doi.org/10.5771/2196-7261-2014-2-160

d) Institutionen und personenübergreifende Systeme

i) Qualitative Dokumentenanalyse (Querschnitt)

(1) Titel: Law Clinics in Deutschland: Zahlen, Typologien und Strukturen
Autor:innen: Matthias Kilian und Lisa Wenzel
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Artikel im Deutschen Anwaltsblatt auf Grundlage von Forschungen des Soldan Instituts und des Instituts für Anwaltsrecht der Universität Köln.
Zeitraum: Veröffentlichung 2017 mit Datenerhebung in 2016/17.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Systematische Analyse von Websites und weiteren Internetquellen zu 67 sog. Law Clinics, sowie ergänzende Gespräche mit Vertreter:innen dieser Institutionen.
Inhaltliche Ausrichtung: Aufbereitung der deutschen Law Clinics, bspw. hinsichtlich ihrer universitären Integration, thematischer Ausrichtung, Qualitätsmanagement und weiteren Aspekten.
Tags: Berufsbezug | Lehrinnovation
Link: https://soldaninstitut.de/wp-content/uploads/2021/01/AnwBl_2017-10__Artikel_2_.pdf

(2) Titel: Die deutsche Juristenausbildung – wo steht sie im europäischen Vergleich?
Autor:innen: Matthias Kilian
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Artikel in den „BRAK-Mitteilungen“ auf Grundlage eines Forschungsprojektes des Dokumentationszentrums für europäisches Anwalts- und Notarrecht.
Zeitraum: Veröffentlicht 2012 auf Grundlage von 2010 erstmals veröffentlichten Daten
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Systematische Analyse von Rechtsgrundlagen, Regelungen und Systemen der juristischen Ausbildung in 25 europäischen Staaten.
Inhaltliche Ausrichtung: Internationale Einordung der deutschen juristischen Ausbildung mit Referenz zum europäischen Durchschnitt, teilweise mit Fokus auf die Ausbildung von Rechtsanwält:innen.
Tags: Berufsbezug | Internationalität
Link: https://soldaninstitut.de/wp-content/uploads/2021/01/BRAK-Mitt._2012-02.pdf

(3) Titel: Das Frauenbild im zivilrechtlichen Schulfall: EINE EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG, ZUGLEICH EIN BEITRAG ZUR KRITIK GEGENWÄRTIGER RECHTSDIDAKTIK
Autor:innen: Franziska Pabst und Vera Slupik
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Artikel veröffentlicht in der Zeitschrift „Kritische Justiz“.
Zeitraum: Veröffentlicht 1977 mit der Analyse von Dokumenten, die wiederum zwischen 1971 und 1976 veröffentlicht worden sind.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Systematische, hypothesengestützte Analyse von juristischen Fällen aus mehreren Lehrbüchern, sowie lehrstuhlspezifischen Arbeitspapieren und Klausurfällen eines außeruniversitären Repetitoriums.
Inhaltliche Ausrichtung: Stereotypische Darstellung und Wiedergabe von Frauenbildern.
Tags: Diskriminierung
Link: https://www.jstor.org/stable/23987170 (zugangsbeschränkt)

(4) Titel: Juristenausbildung auf dem Prüfstand. Eine interdisziplinäre Untersuchung
Autor:innen: Sebastian Läßle
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht in der Schriftenreihe „Studien zu Kriminalität – Recht – Psyche“.
Zeitraum: Veröffentlicht in 2017.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Qualitative Analyse von 600 Prüfvoten des Justizprüfungsamtes Hessen.
Inhaltliche Ausrichtung: Analyse verschiedener Aufgabentypen in juristischen Prüfungen, unter anderem im Hinblick auf deren Vorkommen sowie die kriterien- und lernzielgestützte Grundlegung der Bewertungspraxis.
Tags: Fachkultur- und sozialisierung
Link: https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=tl8lDwAAQBAJ&oi=fnd&pg=PA5&dq=u+Sebastian+L%C3%A4%C3%9Fle:+Juristenausbildung+auf+dem+Pr%C3%BCfstand+&ots=k4Ce6jK3TV&sig=lg50e-cgSms9ALJ1ZsRbjAbxAR4 (zugangsbeschränkt)

ii) Quantitative Dokumentenanalyse (Querschnitt)

(1) Titel: Schreibaufgabe »Gutachten« – Eine Betrachtung des Erwerbs von Textkompetenz im Jurastudium
Autor:innen: Volker Emmrich
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Artikel veröffentlicht im Band 8 der Reihe Schriften zur rechtswissenschaftlichen Didaktik mit dem Titel „Recht sprechen lernen“.
Zeitraum: Veröffentlicht in 2016.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Quantitative, sprachwissenschaftliche und theoriegeleitete Analyse von 67 publizierten Falllösungen zum Strafrecht.
Inhaltliche Ausrichtung: Rolle der Textsorte „Gutachten“ im Hinblick auf den juristischen Spracherwerb und die Prägung durch sprachgemeinschaftliche Konventionen.
Tags: Fachkultur- und Sozialisierung
Link: doi.org/10.5771/9783845273914-85 (zugangsbeschränkt)

iii) Quantitative Querschnittsbefragung

(1) Titel: Erfahrungen mit juristischen Bachelor- und Master-Studiengängen der Hoch- und Fachhochschulen
Autor:innen: Arbeitsgruppe des Ausschusses zur Koordinierung der Juristenausbildung der Justizministerkonferenz
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht durch das Justizministerium NRW.
Zeitraum: Veröffentlichung 2008
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Teilstandardisierte Befragung der Verantwortlichen von bundesweit 63 rechtswissenschaftlichen Studiengängen im Bologna-System an Fachhochschulen und Universitäten.
Inhaltliche Ausrichtung: Erfahrungswerte von Hoch- und Fachhochschulen in der Umsetzung von rechtswissenschaftlichen Bachelor- und Masterstudiengängen, u.A. mit Blick auf die jeweiligen Ausbildungsinhalte, die Prüfungsleistungen und Berufsperspektiven der Absolvent:innen.
Tags: Wirkungsforschung
Link: https://www.justiz.nrw/JM/schwerpunkte/juristenausbildung/archiv/bologna_prozess/index.php

iv) Qualitative Querschnittsbefragung

(1) Titel: Die mündliche Prüfung in den juristischen Staatsexamina – eine Blackbox mit Diskriminierungspotential
Autor:innen: Sophia Härtel, Charlotte Heppner und Nora Wienfort
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Erarbeitet durch Mitglieder des Arbeitsstabs Ausbildung und Beruf des Deutschen Juristinnenbundes und veröffentlicht in der Zeitschrift für Didaktik der Rechtswissenschaft.
Zeitraum: Veröffentlichung in 2022.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Kataloggestützte, schriftliche Befragung von 15 der 16 Landesjustizprüfungsämter.
Inhaltliche Ausrichtung: Maßnahmen und Prävention zum Schutze vor Diskriminierung in den mündlichen Prüfungen juristischer Staatsexamina.
Tags: Diskriminierung
Link: https://doi.org/10.5771/2196-7261-2022-1-23

e) Arbeitgeber:innen und/oder Ausbilder:innen

i) Qualitative Querschnittsbefragung

(1) Titel: Zum Bedarf der Wirtschaft an Absolventen eines Diplomstudiengangs Rechtswissenschaft mit wirtschaftswissenschaftlicher Ausrichtung
Autor:innen: Stefan Lullies, Joachim Schüller und Georg Zigriadis
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Erarbeitet durch das Bayerische Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung im Auftrag des bayrischen Staatsministeriums der Justiz.
Zeitraum: Veröffentlichung 1996
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Leitfadengestützte Interviews mit 30 Unternehmen unterschiedlicher Größe aus Bayern.
Inhaltliche Ausrichtung: Einsatz und Tätigkeitsbereiche von Jurist:innen in Unternehmen, sowie Qualifikationsanforderungen und Einstellungspraxis.
Tags: Berufsbezug
Link: https://www.ihf.bayern.de/fileadmin/news_import/Monographie_46.pdf

ii) Quantitative Querschnittsbefragung

(1) Titel: Zehn Jahre Anwaltsorientierung in der Juristenausbildung – nur geringe Effekte aus Sicht von Ausbildern und Arbeitgebern
Autor:innen: Matthias Kilian
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht im Anwaltsblatt auf Grundlage des Berufsrechtsbarometers des Soldan Instituts.
Zeitraum: Veröffentlichung 2014 mit Datenerhebung in 2013.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Schwerpunktmäßige Auswertung einer standardisierten Befragung von Anwält:innen, die als Ausbilder:innen bzw. Arbeitgeber:innen mit Referendar:innen und/oder jungen Anwält:innen zu tun haben, im Rahmen des sog. Berufsrechtsbarometers.
Inhaltliche Ausrichtung: Erreichung von Reformzielen insb. im Hinblick auf Schlüsselqualifikationen, berufsrelevantes materielles- und Verfahrensrecht, sowie Berufsrecht und berufspraktische Fragen.
Tags: Berufsbezug |Wirkungsforschung
Link: https://soldaninstitut.de/wp-content/uploads/2021/01/AnwBl._2014-0809.pdf

f) Einzelne Berufsgruppen

i) Quantitative Querschnittsbefragung

(1) Titel: Rückläufige Anwaltszahlen – wieder einmal
Autor:innen: Matthias Kilian
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht im Anwaltsblatt.
Zeitraum: Veröffentlichung 2023 mit Datenschwerpunkt aus 2021.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Standardisierte Befragung von 2.353 Rechtsanwält:innen, ergänzt durch Angaben auf Grundlage von Studierendenbefragungen und Anwaltsstatistiken.
Inhaltliche Ausrichtung: Rückläufige Anwaltszahlen unter besonderer Berücksichtigung des Diversitätsfaktors Migrationshintergrund.
Tags: Diskriminierung
Link: https://anwaltsblatt.anwaltverein.de/de/anwaeltinnen-anwaelte/anwaltspraxis/anwaltsstatistik-2023#collapse_640273

(2) Titel: Die rechtswissenschaftlichen Habilitationen in der Bundesrepublik zwischen 1945 und 1969
Autor:innen: Bernd Rüthers
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht als Artikel in der Juristenzeitung
Zeitraum: Veröffentlichung 1972 mit Datenerhebung im Zeitraum 1945 bis 1969.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Auswertung der standardisierten, schriftlichen Befragung von 267 aus 370 angeschriebenen Habilitierten.
Inhaltliche Ausrichtung: Habilitationsverfahren und Berufungspolitik des Hochschullehrernachwuchses, sowie dessen soziodemographische und politische Hintergründe.
Tags: Fachkultur und -sozialisierung
Link: https://www.jstor.org/stable/20812599 (zugangsbeschränkt)

ii) Qualitative Querschnittsbefragung

(1) Titel: Recht wissenschaftlich. Drei wissenschaftsdidaktische Modelle auf empirischer Grundlage
Autor:innen: Nora Rzadkowski
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Dissertationsschrift veröffentlicht im Nomos Verlag.
Zeitraum: Veröffentlichung in 2018.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Dokumentarische Analyse von Leitfadeninterviews mit 14 Professor:innen unterschiedlicher Fächer an deutschen juristischen Fakultäten.
Inhaltliche Ausrichtung: Forschende (und lehrende) Alltagspraxis der Rechtswissenschaftler:innen sowie insb. deren wissenschaftlicher Werdegang.
Tags: Fachkultur und -sozialisierung
Link: https://www.nomos-shop.de/nomos/titel/recht-wissenschaftlich-id-79408/ (zugangsbeschränkt)

g) Stakeholder:innenübergreifend

i) Quantitative Querschnittsbefragung

(1) Titel: Reformbedarf der Jurist*innenausbildung
Autor:innen: Reiß & Hommerich GmbH
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: In Auftrag gegeben und veröffentlicht über den Deutschen Anwaltverein in Kooperation mit dem Bundesverband rechtswissenschaftlicher Fachschaften und ELSA Deutschland.
Zeitraum: Veröffentlichung November 2020 mit Datenerhebung im August 2020
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Standardisierte Online-Befragung von Jurastudierenden, Referendar:innen und Volljurist:innen (DAV-Mitglieder unter 35-Jahre) über die Fachschaften, ELSA und den DAV mit 977 ausgewerteten Teilnahmen.
Inhaltliche Ausrichtung: Haltungen zum Reformbedarf der Jurist:innenausbildung im Hinblick auf die Themenkomplexe: Wahlfach/Schwerpunkt/Spezialisierung, Vorbereitung auf das Berufsleben, Examensvorbereitung und Examen.
Tags: Berufsbezug
Link: https://anwaltverein.de/files/anwaltverein.de/downloads/veranstaltungen/forum-juristenausbildung/2020-dav-juristenausbildung-bericht-final-neu.pdf

(2) Titel: Digital Study 2021
Autor:innen: Lex Superior GmbH
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht von der LEX Superior GmbH in Kooperation mit diversen Partner:innen aus Zivilgesellschaft, Forschung und Wirtschaft.
Zeitraum: Veröffentlichung 2022 mit Datenerhebung zwischen Mai und September 2021.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Standardisierte Online-Befragung von 3.596 Jurist:innen in Jurastudium, Referendariat sowie aus Kanzleien und Rechtsabteilungen von Unternehmen.
Inhaltliche Ausrichtung: Inhalte der juristischen Ausbildung, digitale Ausbildungsmethoden, Examensklausuren mit digitalen Hilfsmitteln sowie benötigten Fähigkeiten, Fortbildungsmöglichkeiten und Prioritäten in der Berufspraxis.
Tags: Berufsbezug | Lehrinnovation
Link: https://digital-study.de/ds2021/

(3) Titel: Die iur.reform-Studie
Autor:innen: Iman Ahmed, Mert Dinçer, Malte Krukenberg, Martin Suchrow-Köster et al.
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht vom Bündnis zur Reform der juristischen Ausbildung e.V.
Zeitraum: Veröffentlichung 2023 mit Datenerhebung in 2022.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Hypothesengestützte Auswertung einer standardisierten Online-Befragung von 11.803 Personen aus der Gruppe der Studierenden, Jurist:innen aus der Praxis, Lehre und Forschung, Mitarbeiter:innen von Justizprüfungsämtern, Abbrecher:innen.
Inhaltliche Ausrichtung: Erfahrungen und Haltungen zur juristischen Ausbildung und insb. zu Reformbedürftigkeit und -ansätzen.
Link: https://iurreform.de/#studie

(4) Titel: Umfrage bezüglich der Kompetenzen angehender Jurist:innen
Autor:innen: Victoria Behrendt und Alyssa Doepmann
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Veröffentlicht durch den Bundesverband rechtswissenschaftlicher Fachschaften e.V.
Zeitraum: Veröffentlichung 2016 mit Datenerhebung von 2014 bis 2015
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Standardisierte Online-Befragung von 333 Jurastudierenden, Lehrenden und Praktiker:innen.
Inhaltliche Ausrichtung: Im Studium zu vermittelnde Qualifikationen und Kompetenzen im Hinblick auf deren Relevanz in Ausbildung und beruflicher Praxis.
Tags: Berufsbezug
Link: https://bundesfachschaft.de/wp-content/uploads/2021/07/Abschlussbericht_Vierte-Absolventinnenbefragung-des-BRF-e.V._final_2.0.pdf

ii) Qualitative Dokumentenanalyse (Querschnitt)

(1) Titel: Jura studieren. Eine explorative Untersuchung im Anschluss an Pierre Bourdieu.
Autor:innen: Anja Böning
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Dissertationsschrift, veröffentlicht bei Beltz Juventa.
Zeitraum: Veröffentlichung 2017
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Explorative, theoriegestützte Analyse von 432 Diskussionsbeiträge aus vier sog. „Threads“ des Webforums „juraexamen.com“ von Studierenden und Absolvent:innen.
Inhaltliche Ausrichtung: Subjektives Erleben von Studierenden der Rechtswissenschaft, insb. im Hinblick auf eine mögliche fachkulturelle Prägung durch Studienbedingungen und –herausforderungen.
Tags: Fachkultur und -sozialisierung
Link: https://www.beltz.de/fachmedien/soziologie/produkte/details/33118-jura-studieren.html (zugangsbeschränkt) 

iii) Qualitative Querschnittsbefragung

(1) Titel: Rechtspraxis in einer globalisierten Lebenswelt. Interkulturelle Kompetenz als Schlüsselqualifikation für Juristen
Autor:innen: Martina Weis-Dalal
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Dissertationsschrift, veröffentlicht über Springer Fachmedien.
Zeitraum: Veröffentlichung 2021, 2019 als Dissertationsschrift angenommen.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Analyse von qualitativen Experteninterviews mit insg. 18 Strafrechtsverteidiger:innen, -richter:innen und -professor:innen.
Inhaltliche Ausrichtung: Anforderungen und benötigte Handlungskompetenzen in der strafrechtlichen Praxis im Abgleich zur juristischen Ausbildung unter besonderer Berücksichtigung interkultureller Faktoren.
Tags: Berufsbezug | Diskriminierung | Internationalität
Link: https://link.springer.com/10.1007/978-3-658-34082-7 (zugangsbeschränkt)

h) Prüfungsleistungen

i) Quantitative Dokumentenanalyse (Querschnitt)

(1) Titel: Ist der Erfolg im Jurastudium vorhersagbar? Empirische Befunde zum Zusammenhang zwischen Schulnoten und Abschneiden im Ersten Juristischen Staatsexamen
Autor:innen: Bernd-Dieter Meier
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Als Artikel erschienen in der Zeitschrift mit dem Titel Beiträge zur Hochschulforschung.
Zeitraum: Veröffentlichung 2003 mit Datenerhebung in 2002.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Erhebungsbogengestützte Erfassung sämtlicher Prüfungsakten, die im Niedersächsischen Landesjustizprüfungsamt von Anfang August bis Mitte November 2002 geführt wurden und hypothesengestützte Auswertung insb. im Hinblick auf ausgewählte Schulnoten und Ergebnisse des ersten juristischen Staatsexamens.
Inhaltliche Ausrichtung: Zusammenhang zwischen Schulnoten in unterschiedlichen Konstellationen und dem Erfolg im Jurastudium.
Link: https://www.bzh.bayern.de/uploads/media/4-2003-meier.pdf

(2) Titel: Erste Augsburger Schlußbilanz  – Die einphasige Juristenausbildung nach dem Augsburger Modell hat ihre erste Bewährungsprobe bestanden
Autor:innen: Manfred Braun
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Erschienen als Artikel in der JuristenZeitung.
Zeitraum: Veröffentlichung 1978 auf Grundlage von Prüfungsergebnissen aus 1977/78.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Schwerpunktmäßig Prüfungsergebnisse aus 8 von 11 Klausuren, die in der Schlussprüfung 1977/78 des Augsburger Reformmodells, sowie im zeitgleichen zweiten juristischem Staatsexamen identisch gestellt worden waren, ergänzt durch Studienzeiten und die Auswertung studienbegleitender Leistungskontrollen.
Inhaltliche Ausrichtung: Vergleich von einphasigen und zweiphasigen juristischen Ausbildungsmodellen in Augsburg respektive Bayern sowie Evaluation des Gesamterfolgs der einzelnen Ausbildungsmodelle.
Tags: Wirkungsforschung
Link: https://www.jstor.org/stable/20813899 (zugangsbeschränkt)

ii) Quantitative Dokumentenanalyse (Längsschnitt)

(1) Titel: Hängen die Ergebnisse der zweiten juristischen Prüfung vom Examensort ab?
Autor:innen: Uwe Engel, Lorenz Kähler und Franziska Ritter
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Als Artikel veröffentlicht in der Zeitschrift für Rechtssoziologie.
Zeitraum: Veröffentlichung 2017 auf Grundlage von Prüfungsergebnissen aus den Jahren 2009-2014.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Prüfungsergebnisse aller 18.422 Kandidat:innen aus den Jahren 2009-2014 in 10 aus 18 angeschriebenen Bundesländern.
Inhaltliche Ausrichtung: Gegenüberstellung und Auswertung der Prüfungsergebnisse in 10 verschiedenen Bundesländern und Evaluation der Vergleichbarkeit der länderspezifischen Notenvergaben anhand des Einflusses eines zwischenzeitlichen Bundeslandwechsels.
Link: https://doi.org/10.1515/zfrs-2017-0007

(2) Titel: Geschlechts- und Herkunftseffekte bei der Benotung juristischer Staatsprüfungen
Autor:innen: Andreas Glöckner, Emanuel V. Towfigh und Christian Traxler
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Als Artikel veröffentlicht in der Zeitschrift für Didaktik der Rechtswissenschaft auf Grundlage eines Forschungsprojektes im Auftrag des Ministeriums der Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen.
Zeitraum: Veröffentlichung 2017 auf Grundlage von Prüfungsergebnissen aus 2006-2016.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Statistisch-komplexe Auswertung der Prüfungsergebnisse von allen 19.883 Kandidat:innen der zweiten Juristischen Staatsprüfung in NRW zwischen 2006 und 2016 sowie onomastische Kodierung.
Inhaltliche Ausrichtung: Diskriminierungseffekte in Ausbildung und Prüfungsverfahren.
Tags: Diskriminierung
Link: https://www.towfigh.net/wp-content/uploads/ZDRW_2_2018_Beitrag_Towfigh_Traxler_Gl%C3%B6ckner.pdf

(3) Titel: Geschlechterunterschiede in der Ersten juristischen Prüfung – Befunde und Hypothesen
Autor:innen: Thomas Hinz and Hans Christian Röhl
Beteiligte Institutionen / Veröffentlichung: Als Artikel veröffentlicht in der JuristenZeitung.
Zeitraum: Veröffentlichung 2016 auf Grundlage von Prüfungsdateien aus 2011-2013.
Untersuchungsobjekt und Verfahren: Untersuchung von 3.088 Einträgen in der Prüfungsdatei des Landesjustizprüfungsamtes Baden-Württemberg zum ersten juristischen Staatsexamen der Jahre 2011-2013 unter Berücksichtigung aller Prüflinge, die ein Abiturzeugnis in Deutschland erworben haben.
Inhaltliche Ausrichtung: Diskriminierung in Studium und Prüfung aufgrund des Geschlechts, Geschlechterunterschiede.
Tags: Diskriminierung
Link: https://www.jstor.org/stable/24768517 (zugangsbeschränkt)

i) Weitere

(1) Titel: Rekonstruktion des Rechtsunterrichts am Beispiel des materiellen Strafrechts
Veröffentlicht: 2010; Maria Karger als Autorin.
Zusammenfassung: Dissertationsschrift mit didaktischer Intervention sowie Herleitung und Evaluation anhand diverser Datensätze, wie bspw. Vorlesungsgliederungen unterschiedlicher Lehrender, Klausurergebnissen und Absolvent:innenbefragungen.
Tags: Lehrinnovation | Wirkungsforschung
Link: https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/9783845224824/rekonstruktion-des-rechtsunterrichts-am-beispiel-des-materiellen-strafrechts (zugangsbeschränkt)

(2) Titel: 10 Jahre Reform der Juristenausbildung: Eine Bestandsaufnahme
Veröffentlicht: 2015; Matthias Kilian als Autor.
Zusammenfassung: Der Forschungsbericht enthält umfangreiche Analysen verschiedenster Datensätze, wie Studierendenzahlen, Prüfungsnoten und Umfragen.
Tags: Berufsbezug | Wirkungsforschung
Link: https://www.nomos-shop.de/nomos/titel/juristenausbildung-id-105892/ (zugangsbeschränkt)

(3) Titel: Wo ist das Leck in der Pipeline?
Veröffentlicht: 2022; Wiebke Töpfer als Autorin.
Zusammenfassung: Dissertationsschrift mit Analysen und Auswertungen weitreichender Datensätze wie Geschlechterverhältnissen in verschiedenen wissenschaftlichen Statusgruppen, Befragung von Erstsemesterstudierenden, der Analyse von Sachverhalten aus Klausurenkursenund Examensergebnissen.
Tags: Diskriminierung
Link: https://www.nomos-shop.de/nomos/titel/wo-ist-das-leck-in-der-pipeline-id-101201/ (zugangsbeschränkt)

(4) Titel: Einstufige Juristenausbildung in Bremen. Evaluation eines Reformmodells
Veröffentlicht: 1986; Robert Francke und Hans-Juergen Hopp als Autoren.
Zusammenfassung: Monographie der Arbeitsgemeinschaft für Hochschuldidaktik e.V. mit verschiedenen empirischen Erhebungs- und Auswertungsmethoden, u.A. Absolvent:innenbefragungen und qualitative Interviews mit Student:innen.
Tags: Diskriminierung | Wirkungsforschung
Links: https://www.fachportal-paedagogik.de/literatur/vollanzeige.html?FId=218315 (zugangsbeschränkt)

(5) Titel: Die Implementation der Grundlagenfächer in der Juristenausbildung nach 1945
Veröffentlicht:
2021; David Sörgel als Autor.
Zusammenfassung: Dissertationsschrift mit systematischer Darstellung und Auswertung der Implementation der Grundlagenfächer u.A. anhand von Befragungen, Ausbildungsgesetzen und Curricula.
Tags: Allgemeine Studienqualität
Link: https://d-nb.info/1247433951 (zugangsbeschränkt)

(6) Titel: Bericht über die Auswirkungen des Gesetzes zur Reform der Juristenausbildung – Fortsetzung der Evaluation.
Veröffentlicht: 2011; erarbeitet und veröffentlicht durch den Ausschuss zur Koordinierung der Juristenausbildung der Justizministerkonferenz
Zusammefassung: Evaluation der Erreichung der Reformziele mittels quantitativer Befragungen von Absolvent:innen (sowohl des Studiums als auch des Referendariats), Arbeitgeber:innen und juristischen Fakultäten zu mehreren Zeitpunkten zwischen 2007 und 2010.
Tags: Berufsbezug | Internationalität | Wirkungsforschung
Link: https://www.justiz.nrw/JM/schwerpunkte/juristenausbildung/archiv/evaluation/bericht2011.pdf

(7) Titel: Abschlussbericht des Regensburger Forschungsprojektes zur Examensbelastung bei Jurastudierenden – JurSTRESS
Veröffentlicht: 2022; Stefan Wüst, Marina Giglberger und Hannah Peter als Autor:innen.
Zusammenfassung: Komplexer, medizinischer Studienaufbau inkl. Vorstudie mit diversen, kontrollierten Messungen zu Stressbelastung im Jura-Studium unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkungen des Staatsexamens.
Tags: Diskriminierung | Gesundheit
Link: https://www.uni-regensburg.de/assets/humanwissenschaften/psychologie-kudielka/JurSTRESS_Abschlussbericht.pdf

(8) Titel: Abbrecher- und Absolventen-Studie 2017/2018
Veröffentlicht: Herausgegeben durch die Fakultät für Rechtswissenschaften und das Universitätskolleg an der Universität Hamburg in 2018; Karin Fischer Blum und Tim Plase als Autor:innen.
Zusammenfassung: Umfassende sozialwissenschaftliche Untersuchung mit qualitativen Interviews und quantitativen Befragungen zu Motiven des Studienabbruchs und unterschiedlichen Aspekten des Studien- und Lehrangebotes, sowie Ausarbeitung hochschulplanerischer Implikationen.
Tags: Allgemeine Studienqualität | Diskriminierung
Link: https://d-nb.info/120637585X/34

(9) Titel: Diskriminierung und Antidiskriminierung in der juristischen Ausbildung
Veröffentlicht: 2020; Ulrike Lembke und Dana-Sophia Valentiner als Autorinnen.
Zusammenfassung: Mehrteilige Untersuchung von Dokumenten und Statistiken unter anderem zur Repräsentanz von weiblichen Hochschullehrenden sowie der Stereotypisierung in Ausbildungsmaterialien.
Tags: Diskriminierung
Link: doi.org/10.5771/9783748905127-279 (zugangsbeschränkt)

(10) Titel: Gleiches Recht für alle? Juristische Profession und soziale Herkunft
Veröffentlicht: 2017; Anja Böning als Autorin.
Zusammenfassung: Sozidemographische Untersuchung zur sozialen Herkunft von Lehrenden und Studierenden der Rechtswissenschaft im Vergleich zu anderen Studiengängen.
Link: https://doi.org/10.5771/9783845283500-59 (zugangsbeschränkt)

5. Learnings und Fazit

Auch wenn in Fragen der Quantität, Qualität und der thematischen Vielfalt noch Potentiale bzw. Aufholbedarfe bestehen, stehen empirische Erkenntnisse dem Diskurs bereits jetzt zur Verfügung, was der vorliegende Bericht gezeigt haben sollte. Die empirischen Erkenntnisse sind trotz alledem nicht dort, wo wir sie aus Sicht der Verfasser:innen dringend bräuchten: im Mittelpunkt des besagten Diskurses. Daher sei abschließend mittels vier kurzer Thesen dargelegt, welche Learnings die Verfasser:innen im Zuge der Erstellung des Scoping Reviews über das Forschungsfeld der empirischen Rechtsdidaktik und den Diskurs zur juristischen Ausbildung hatten und welche Desiderate sich hieraus ergeben, um die Lücke zwischen Empirie und Diskurs zu schließen. Allen Thesen gemein ist, auf die ein oder andere Weise, ein Bezug zu Fragen nach Zugang und Zugänglichkeit:

a) Zugänglichkeit der empirischen Forschung zur Rechtswissenschaft

Um Veröffentlichungen der empirischen Rechtsdidaktik aufzufinden, muss teilweise ein enorm hoher Aufwand betrieben werden. Eine zentral geführte Bibliographie, respektive eine kollaborativ geführte Sammlung im Geiste der Wiki-Communities könnte hier bereits Abhilfe schaffen. Gleichzeitig wäre es zusätzlich ein großer Gewinn, wenn auch die Verfasser:innen von empirischer Forschung konsequenter indexierten (bspw. im Fachportal Pädagogik) und hierbei die empirische Herangehensweise ihrer Forschung kenntlich machten.

Ist eine Publikation erstmal identifiziert, folgt eine nächste Hürde: Nicht alles, was sich finden lässt, ist auch tatsächlich abzurufen, manches entzieht sich somit der Zugänglichkeit. Im Gegenteil: Viele Veröffentlichungen aus der Wirkungsforschung zu den einphasigen Ausbildungsmodellen in der 1970er-Jahren sind auch unter größtem Aufwand nicht beschaffbar, weder online noch als analoge Ausgabe. Aufgrund der gesamtgesellschaftlichen, staatstragenden Bedeutung eines Diskurses, der wiederum die (Ausbildungs-)Grundlage unseres Rechtssystems entscheidet, sollte daher angeregt werden, über themenspezifische Publikationsfonds und geförderte Publikationsformate eine Open-Access-Kultur zu etablieren, sodass ein Großteil der geleisteten Forschung öffentlich und für alle Diskursteilnehmer:innen zugänglich wird.

b) Zugang der Rechtswissenschaft zu empirischer Forschung

Empirische Forschung leisten ist das eine, mit ihr umzugehen das andere. In der Auseinandersetzung mit dem Diskurs zur juristischen Ausbildung fällt auf, wie häufig Zahlen und Daten zitiert werden (wenn sie denn zitiert werden), ohne diese zu kontextualisieren. Mitunter werden scheinbar empirisch belegte Aussagen getroffen, die sich bei näherer Ansicht gar nicht aus dem zitierten Forschungsmaterial ergeben; dem Eindruck der Verfasser:innen nach geschieht dies auch aus der juristischen Gewohnheit heraus, Erkenntnisse zielstrebig argumentativ zu verwerten. Die Aussagekraft und den Anwendungsbereich von Empirie zu kennen ist hingegen Gegenstand der sogenannten „Data Literacy“, welche in der Rechtswissenschaft stärker gefördert werden sollte, um wiederum eine fundierte, (selbst-)kritische Auseinandersetzung mit Ausbildung und Fach im Allgemeinen zu ermöglichen.

c) Zugang zum Diskurs mittels empirischer Forschung

Auffällig ist auch, wie häufig empirische Forschung von solchen Gruppen/Personen veröffentlicht wird, die status- bzw. standardmäßig nur selten in der Forschungslandschaft anzutreffen sind. Insbesondere studentische Gruppierungen und Initiativen, welche üblicherweise einen erschwerten Zugang zu etablierten Gatekeepern wie Verlagen und peer-reviewten Zeitschriften besitzen, scheinen besonderen Gefallen an empirischer Forschung, und (so die Vermutung) hierin einen Weg gefunden zu haben, die eigenen Beobachtungen auch ohne wissenschaftliches Renommee oder Statuskapital wirksam im Diskurs zu verankern. Eine solche empirische Emanzipation wäre aus Sicht der Verfasser:innen durchaus zu begrüßen, da ein Ungleichgewicht in der Äußerungsfähigkeit zwangsläufig zu einem verzerrten Diskurs führt. Andersherum betrachtet, und um es besonders plakativ auszudrücken: Etwas, das wissenschaftlich publiziert ist, letztlich aber eine systematisch wiedergegebene Meinung darstellt, besitzt nicht zwangsläufig mehr Aussagekraft als empirische Forschung, die wiederum nicht nach wissenschaftlichen Standards publiziert wurde. Wenn eine empirische Vorgehensweise aus Sicht des Diskurses also ebendie Belastbarkeit herstellen kann, die ansonsten durch wissenschaftliches Gatekeeping erreicht wird, ist hierdurch nicht an Qualität verloren, sondern an Vielfalt gewonnen.

d) Zugang der Rechtswissenschaft zu anderen Disziplinen

„Ich finde es besonders lobenswert, dass Sie sich als Nicht-Jurist:innen in das Thema der juristischen Ausbildung einarbeiten wollen.“ So oder so ähnlich wurde das interdisziplinäre Forschungsteam im Laufe der letzten Monate immer wieder angesprochen. Was offenkundig gut gemeint ist (und so auch aufgenommen wurde), weist gleichzeitig auf ein wesentliches Problem hin: Ein exklusives respektive exkludierendes Selbstverständnis, welches die Rechtswissenschaft im Hinblick auf ihre „Angelegenheiten“ zu pflegen scheint. Denn eigentlich ist es nicht „besonders lobenswert“, dass sich beispielsweise Bildungs- und Sozialwissenschaftler:innen in die juristische Ausbildung einarbeiten; es ist vielmehr ihr alltägliches Forschungshandwerk, welches sie hierbei zur Anwendung bringen. Fragen der rechtswissenschaftlichen Ausbildung obliegen keiner selbstreflexiven Deutungshoheit – sie sind ein selbstverständlicher und gleichberechtigter Forschungsgegenstand weiterer Disziplinen. Dies zu verinnerlichen und sich selbst sowie anderen immer wieder bewusst zu machen, kann dazu beitragen, dass Arbeit und Blickwinkel anderer Disziplinen stärker wahrgenommen und rezipiert werden, sodass im Ergebnis ein umfassenderes Bild entsteht.

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  1. Beispielsweise Köbler, JZ (1971), 768 (768); Hattenhauer führt ohne Nachweise an, dass es bereits seit 1877 Reformbestreben gegeben hätte, JuS (1989), 513 (519); ebenfalls ohne Nachweise datiert Lührig erste Reformbestreben auf das Jahr 1871, vgl. Lührig, Juristenausbildung für das 21. Jahrhundert: Kein Konsens! Keine Reform!, in: Stempel (Hrsg.), Juristenausbildung zwischen Internationalität und Individualität, Baden-Baden 1998, S. 208.
  2. Siehe dazu beispielsweise Kuhlmann/Jeske/Knüppel, Wie das Jurastudium reformiert werden müsste, Deutschlandfunk, 30.05.2023, abrufbar unter https://www.deutschlandfunk.de/jura-studium-reform-bachelor-staatsexamen-100.html; Schäffer, Die iur.reform Studie ist da: Es ist Zeit für eine neue juristische Ausbildung!, 23.05.2023, abrufbar unter https://jurios.de/2023/05/23/die-iur-reform-studie-ist-da-es-ist-zeit-fuer-eine-neue-juristische-ausbildung/; Berger, So groß ist die Unzufriedenheit mit der juristischen Ausbildung, LTO, 23.05.2023, abrufbar unter https://www.lto.de/karriere/jura-referendariat/stories/detail/ergebnisse-studie-reformbedarf-juristische-ausbildung-iur-reform-examen; Winkler, Jura-Reform, Zeit Campus, 22.02.2023, abrufbar unter https://www.zeit.de/2023/09/jurastudium-reform-staatsexamen-psychische-gesundheit; Jönsson, Die iur.reform-Studie: Ergebnisse vorgestellt, Anwaltsblatt, 25.05.2023, abrufbar unter https://anwaltsblatt.anwaltverein.de/de/anwaeltinnen-anwaelte/anwaltspraxis/iur-reform-studie-ergebnisse (Alle zuletzt abgerufen am 15.07.2023).
  3. Vgl. Jestaedt, Rechtswissenschaft als normative Disziplin, in: Hilgendorf / Joerden (Hrsg.), Handbuch Rechtsphilosophie 2. Auflage, Berlin 2021, S. 267 ff.
  4. Vgl. Hilgendorf, Kontinental-europäisches Recht (Civil Law), in: Hilgendorf / Joerden (Hrsg.), Handbuch Rechtsphilosophie 2. Auflage, Berlin 2021, S. 32, 33.
  5. Lührig, Juristenausbildung für das 21. Jahrhundert: Kein Konsens! Keine Reform!, in: Stempel (Hrsg.), Juristenausbildung zwischen Internationalität und Individualität, Baden-Baden 1998, S. 209.
  6. Ausführend dazu Braun et al., Umkämpfte Wissensproduktionen der Migration, movements 2018, 9 (10 ff.).
  7. Krüper, ZDRW (2022), 83 (84 f.); Rzadkowski/Trute, Wissenschaftsdidaktik der Rechtswissenschaft, in: Reinmann/Rhein (Hrsg.), Wissenschaftsdidaktik II – Einzelne Disziplinen, Bielefeld 2023, S. 153.
  8. Im Folgenden werden die Gegenstände „empirische Erkenntnisse im Bereich der Rechtsdidaktik“ sowie „empirische Erkenntnisse zur juristischen Ausbildung“ aus Gründen der Übersichtlichkeit zu „empirischer Rechtsdidaktik“ zusammengefasst, wenngleich eine holistische Bestimmung der Terminoligiean dieser Stelle nicht unternommen werden kann.
  9. Peters/Marnie/Colquhoun et al., Systematic Reviews (2021).
  10. Vgl. ebd.
  11. Von Elm/Schreiber/Haupt, ZEFQ (2019), 2.
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Universität Hamburg
Hamburg, Deutschland
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Zitiervorschlag
Aly, Purwita und Varoga, Evidenz statt Meinung – Ein Scoping Review zur empirischen Rechtsdidaktik, RECHTS|EMPIRIE, 23.08.2023, DOI: 10.25527/re.2023.12